Selfnation – massgeschneiderte Jeans aus Zürich Mit digitalen Technologien zur perfekt sitzenden Jeans
Das Zürcher Startup Selfnation liefert auf Onlinebestellung massgeschneiderte Jeans mit Tausenden Kombinationsmöglichkeiten. Designt werden die Hosen in Berlin, produziert wird im Tessin. Mitbegründer Michael Berli kann sich künftig auch Offline-Läden vorstellen.
Wie kamen Sie auf die Idee von Selfnation?
Beim Shoppen mit unseren Freundinnen. Andreas Guggenbühl, der zweite Gründer, und ich realisierten wieder einmal, wie lange Frauen brauchen, bis sie gut sitzende Jeans gefunden haben. Ich studierte Informatik an der ETH, Andi Maschinenbau. Wir dachten uns: Mit unseren Kenntnissen finden wir eine Lösung.
Man könnte auch zum Massschneider gehen.
Ja, aber dort kosten Jeans schnell mehr als 600 Franken. Wir nutzten digitale Technologien, um diese Individualisierung effizienter zu machen. Zusammen mit Designern in Berlin, die wir kannten, tüftelten wir an automatisierten Schnittmustern herum. Nach der vielleicht 100sten Jeans hatten wir den Bogen raus.
Was sind die Vor- und Nachteile eines individualisierten Produkts?
Der Kunde hat nur Vorteile: Er hält mit wenigen Klicks ein auf ihn zugeschnittenes Produkt. Und während sonstige Hersteller auf Vorrat herstellen – gerade in der Kleiderindustrie herrscht hier eine riesige ökologische, aber auch ökonomische Verschwendung – produzieren wir nur nach Auftrag. Aber: Wir müssen schneller liefern. Der Kunde will ja nicht monatelang auf seine Jeans warten. Deshalb produzieren wir in der Schweiz und müssen die Produktion gut planen.
Gibt es Grenzen der Individualisierung?
Definitiv. Derzeit geben Männer sechs und Frauen acht Massdaten ein – schon das ist zur Berechnung des Schnittmusters komplex. Man kann Stoffmuster, Stil, Hüfthöhe der Jeans sowie Knopfart bestimmen. Neuerdings auch, ob man Chinos mit Umschlag will. Das sind schon tausende Kombinationsmöglichkeiten. Wir versuchen wenn immer möglich, Kundenwünsche zu berücksichtigen. Aber alles geht nicht. Zum Beispiel verwaschen wir die Jeans nicht. Das wäre zu aufwändig.
Was sind die Zukunftspläne von Selfnation?
Andere Kleiderhersteller interessieren sich für unsere Produktionstechnik, weil sie auch in die «Mass Customization» einsteigen wollen. Das könnte ein künftiges Geschäftsfeld sein. Wir wollen weiter wachsen. Die Schweiz ist der wichtigste Markt, aber uns erreichen auch viele Bestellungen aus Deutschland und Skandinavien. Zudem überlegen wir uns, unsere Produkte in Kooperation mit Kleidergeschäften anzubieten – oder selbst Shops zu eröffnen, in denen man sich die Masse nehmen kann. Einige Kunden wünschen einen Offline-Erstkontakt.
29, studierte Informatik an der ETH, wo er bereits in einer studentischen Unternehmensberatung mitarbeitete. 2013 gründete er zusammen mit Andreas Guggenbühl und Sandra Guggenbühl Selfnation.
Das 2013 gegründete Zürcher Startup Selfnation war von Anfang an international aufgestellt: Designt werden die Hosen in Berlin, produziert wird im Tessin. Zuerst beschränkte sich das Angebot auf Jeans für Frauen, es folgten Modelle für Männer, Chinos und Shorts. Heute arbeiten 14 Personen für das Unternehmen. Geliefert werden die Selfnation-Hosen an 10’000 Kunden aus ganz Europa, hauptsächlich aus der Schweiz, Deutschland und Österreich.