Marketing Mix Modeling: Welche Kanäle wirken wirklich?

Marketing Mix Modeling: Welche Kanäle wirken wirklich? Wie Sie den Erfolg Ihrer Werbemassnahmen sichtbar machen

Es ist eine der wichtigsten Fragen im Marketing: Wie beeinflussen die verschiedenen Werbemassnahmen und die dafür gewählten Kanäle den Umsatz? Um klare Antworten zu erhalten, setzen immer mehr Unternehmen auf Marketing Mix Modeling. Aus gutem Grund: Mit dieser Methode gelingt es, den Werbeerfolg anhand aussagekräftiger Zahlen sichtbar zu machen und gezielt zu steigern.

Angestellter überprüft Statistiken und Diagramme, um Key Performance Indicators (KPI) nachzuverfolgen
Marketing Mix Modeling (MMM) liefert wertvolle Insights zum Werbeerfolg: Es zeigt, welchen Impact die Werbemassnahmen haben – einzeln und im Zusammenspiel.

Stellen Sie sich vor, Ihr Fussballteam gewinnt die Meisterschaft – und Sie wollen wissen, welchen Anteil die einzelnen Spieler an diesem Erfolg hatten. Dazu genügt es nicht, nur die Tore zu berücksichtigen. Sie müssen zahlreiche weitere Faktoren analysieren: Wer hat wie viele Vorlagen gegeben? Wie viele Pässe gespielt? Wie viele Zweikämpfe gewonnen? Wie viele gegnerische Angriffe gestört?

Doch selbst diese spielerbezogenen Daten würden noch kein vollständiges Bild zeichnen. Denn auch der Trainerstab, der medizinische Staff, die Funktionäre oder Spezialisten wie Sportpsychologen und Videoanalysten beeinflussen die Leistung der Spieler mehr oder weniger direkt. Um belastbare Aussagen zu treffen, brauchen Sie also Daten aus Dutzenden Spielen und Trainingseinheiten. Erst dann lassen sich Muster erkennen und Rückschlüsse ziehen: Wer hatte welchen Anteil am Erfolg – und in welcher Kombination mit anderen Spielern?

Genau so funktioniert Marketing Mix Modeling: Die datenbasierte Methode analysiert viele Einflussfaktoren über längere Zeiträume hinweg, um sichtbar zu machen, welche Wirkungsbeiträge die Massnahmen für sich allein und im Zusammenspiel leisten. Weil dazu grosse Datenmengen auf komplexe Weise verarbeitet werden, empfiehlt es sich, mit einem spezialisierten Partner zusammenzuarbeiten.

Was ist Marketing Mix Modeling?

Marketing Mix Modeling ist ein statistisches Analyseverfahren, um die Wirkung von Marketingaktivitäten zu messen sowie sichtbar und vergleichbar zu machen. «Es hilft Unternehmen und Non-Profit-Organsationen zu verstehen, wie stark sich einzelne Massnahmen auf zentrale Kennzahlen wie Umsatz bzw. Spendenvolumen, Neukundinnen bzw. Erstspender und Markenbekanntheit auswirken», erklärt Alexander Faber, Portfolio Manager Cloud, Data & Reporting der Unternehmensberatung Cintellic. «Das ist besonders hilfreich, um die beste Budgetallokation zu finden und um Sättigungseffekte zu erkennen. Denn mehr Budget bedeutet nicht immer mehr Wirkung.»

Bei Marketing Mix Modeling werden die Werbemassnahmen nicht isoliert betrachtet, sondern im Kontext zahlreicher Einflussfaktoren. Dazu zählen neben internen Grössen auch externe Faktoren wie Saisonalitäten, Konsumklima oder Aktivitäten der Konkurrenz. Die Grundlage für das Verfahren sind in erster Linie zurückliegende (historische) Daten. Diese werden analysiert, um statistische Zusammenhänge zu identifizieren.

Marketing Mix Modeling dient also nicht dazu, laufende Kampagnen zu optimieren. Sondern es zeigt, welchen Beitrag zum Erfolg die einzelnen Kanäle leisten und wie sich die verschiedenen Variablen gegenseitig verstärken oder behindern. So lassen sich Prognosen für künftige Massnahmen ableiten und die crossmediale Planung für Kampagnen optimieren. Kurz gesagt: Marketing Mix Modeling zeigt, was im Marketing wirklich wirkt.

Praxisbeispiel: Wirkungsstudie zu einer Fundraising-Kampagne von Caritas Schweiz

Voraussetzungen für Marketing Mix Modeling

Klingt verlockend – doch ist Marketing Mix Modeling für jedes Unternehmen sinnvoll? Für Alexander Faber müssen zwei Voraussetzungen erfüllt sein: «Erstens braucht es einen gewissen Reifegrad im Marketingprozess, insbesondere beim Sammeln von Kunden-, Marketing- und Marktdaten. Nur wenn die relevanten Daten vorliegen, lässt sich ein aussagekräftiges Modeling erstellen. Zweitens wird Marketing Mix Modeling erst ab einem jährlichen Marketingbudget im siebenstelligen Bereich wirtschaftlich interessant. Für Start-ups mit kleinem Budget eignet es sich also weniger.»

Torben Seebrandt, Marketing & Media Measurement Expert bei Mercury Media Technology, nennt noch eine weitere Voraussetzung, damit sich das Verfahren lohnt – Langfristigkeit: «Marketing Mix Modeling dient dazu, über längere Zeiträume systematisch Erkenntnisse zu sammeln und zu nutzen. Es geht darum, regelmässig Massnahmen und deren Wirkung zu analysieren, daraus zu lernen und die Mediastrategie kontinuierlich zu optimieren.»

Ziele von Marketing Mix Modeling

Wofür wird Marketing Mix Modeling eingesetzt? Und warum erlebt es derzeit einen Aufschwung? Das Marketing steht in vielen Unternehmen zunehmend unter Rechtfertigungsdruck. Während die Erwartungen an die Wirkung steigen, werden die Budgets knapper. Marketing Mix Modeling hilft, diesem Druck zu begegnen. «Statt Entscheidungen nur auf Basis von Bauchgefühl und persönlichen Vorlieben zu treffen, soll die Wirkung jeder Massnahme beziffert werden können», so Alexander Faber.

Unternehmen verfolgen mit dem Einsatz von Marketing Mix Modeling vor allem folgende Ziele:

  1. Wirkung sichtbar machen: Die Methode zeigt, wie stark einzelne Massnahmen auf zentrale, vom Management anerkannte KPIs einzahlen – etwa auf Umsatz, Neukundengewinnung oder Markenbekanntheit.
  2. Effektivität steigern: Wer dank Marketing Mix Modeling weiss, welche Kanäle den grössten Wirkungsbeitrag leisten, kann die richtigen auswählen.
  3. Crossmediale Effekte stärker nutzen: Marketing Mix Modeling zeigt, wie sich die verschiedenen Online- und Offlinekanäle gegenseitig beeinflussen und verstärken. Dadurch lassen sich die Synergien eines crossmedialen Media-Mix gezielter nutzen.
  4. Effizienz steigern: Marketing Mix Modeling macht sichtbar, welche Kanäle und Massnahmen besonders rentabel sind – wo sich Investitionen lohnen. So können Marketingteams mehr aus ihrem Budget herausholen.
  5. Sättigungseffekte identifizieren: Mit Marketing Mix Modeling lässt sich ermitteln, wenn eine Massnahme ihr maximales Potenzial erreicht hat. Dann lohnt es sich nicht mehr, noch mehr Budget in sie zu investieren.
  6. Szenarien und Prognosen entwickeln: Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse lassen sich Hypothesen untersuchen – zum Beispiel, ob zusätzliche Marketinginvestitionen einen überproportionalen Mehrertrag generieren. So liefert Marketing Mix Modeling ein Argumentarium für Budgeterhöhungen.
Marketing Mix Modeling auch im Branding nutzen

So gehen Sie für Ihr Marketing Mix Modeling vor

Marketing Mix Modeling liefert Ihnen verlässliche Resultate zum Erfolg Ihrer Massnahmen – ist aber komplex. Unser Leitfaden versetzt Sie in die Lage, die Methode gemeinsam mit einem spezialisierten Partner vorzubereiten, aufzusetzen, auszuwerten und den Prozess kompetent zu begleiten.

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So unterscheidet sich Marketing Mix Modeling von anderen Verfahren

Um den Werbeerfolg zu messen, haben sich neben Marketing Mix Modeling weitere ergänzende Verfahren etabliert. «Für die kurzfristige Optimierung laufender Kampagnen auf Basis von Live-Daten oder für die Auswertung von Marketing-Experimenten eignen sich Verfahren wie beispielsweise A/B-Tests, Geo-Lift-Tests (Vergleich der Wirkung in einer Ziel- und einer Kontrollregion) und Attributionen auf Trackingdaten besser als Marketing Mix Modeling», so Torben Seebrandt.

Solche Verfahren reichen aber nicht, um Wirkungsmechanismen genauer zu verstehen und die Wirkungsbeiträge einzelner Massnahmen und Kanäle verlässlich zu ermitteln. Das liegt vor allem daran, dass das Marketing komplexer geworden ist: Kanäle greifen ineinander, Zielgruppen sind fragmentierter, externe Einflüsse nehmen zu. Anders als klassische Wirkungsstudien betrachtet Marketing Mix Modeling die verschiedenen Einflussfaktoren und analysiert ihren Impact über längere Zeiträume hinweg. Wechselwirkungen, crossmediale Synergien, Sättigungseffekte und zeitliche Verzögerungen werden mitmodelliert.

Drei häufige Fragen zu Marketing Mix Modeling

Aussagekräftige Daten – die Basis für Marketing Mix Modeling

Marketing Mix Modeling steht und fällt mit der Qualität der Daten. Denn verlässliche Aussagen über die Wirkung einzelner Massnahmen lassen sich nur treffen, wenn die relevanten Einflussfaktoren vollständig erfasst und die Daten dazu in der richtigen Granularität verfügbar sind.

Granularität meint den Detaillierungsgrad der Daten – also wie sie zeitlich (stündlich, täglich, wöchentlich, monatlich) und räumlich (lokal, regional, national) erhoben werden. Je höher die Granularität, desto differenzierter lässt sich die Wirkung einzelner Kanäle oder Aktionen analysieren. Laut Alexander Faber gilt: «Je granularer die Daten, desto besser. Wichtig sind auch die Zeitstempel. Damit wissen Werbetreibende nicht nur, wie viel Budget sie einsetzen, sondern auch wann.»

Welche Daten erfordert Marketing Mix Modeling konkret? Das Verfahren basiert etwa auf folgenden Daten:

Daten aus Marketing und Vertrieb
Unternehmensdaten
Kontextdaten

Langfristige Analyse führt zu belastbaren Erkenntnissen

Die relevanten Daten für Marketing Mix Modeling müssen festgelegt, erhoben, zusammengeführt, aufbereitet und über einen ausreichend langen Zeitraum analysiert werden. Erst durch diese langfristige, kontextbezogene Analyse entsteht ein Gesamtbild mit belastbaren Erkenntnissen für die Optimierung der Mediastrategie.

Doch was ist ein ausreichend langer Zeitraum? «Das hängt von der Granularität der Daten ab», erklärt Torben Seebrandt: «Wer grobe Fragestellungen beantworten will und mit wöchentlichen Daten arbeitet, braucht in der Regel Daten von mindestens drei Jahren. Oft geht es aber um deutlich detailliertere Fragestellungen – etwa zur Wirksamkeit einzelner Kanäle oder von Mediaaktivitäten in bestimmten Regionen. Dies erfordert granularere Daten. Der Vorteil: Je feiner die Daten erfasst sind, desto mehr Datenpunkte entstehen in kürzerer Zeit – und desto kürzer kann der Zeitraum sein, um trotzdem valide und brauchbare Ergebnisse zu bekommen.»

Ein häufiges Problem ist laut Alexander Faber die mangelnde Qualität der unternehmenseigenen Daten – oft seien sie lückenhaft und in unterschiedlichen Formaten erfasst. Doch diese Mängel lassen sich beheben: «Daten kann man aufbereiten, indem man sie bereinigt, umformatiert und mit eingekauften Daten anreichert. Das ist zwar aufwendig, zahlt sich aber aus. Wichtig ist auch, Inkonsistenzen zu beheben, um die Datenqualität nach und nach zu verbessern.»

Marketing Mix Modeling braucht Mut zur Veränderung

Die Ergebnisse von Marketing Mix Modeling zeigen in der Regel, dass manche Kanäle zu viel Budget bekommen, andere zu wenig. Wer auf das Verfahren setzt, muss bereit sein, solche Erkenntnisse ernst zu nehmen – und Konsequenzen daraus zu ziehen. Das verlangt den Mut, Gewohntes infrage zu stellen und neue Wege zu gehen.

«Die grösste Herausforderung von Marketing Mix Modeling ist nicht die Ableitung valider Aussagen zur Werbewirkung», sagt Torben Seebrandt. «Es ist der Mut zur Veränderung. Denn die Ergebnisse können zeigen, dass man auch mal gegen bestehende Überzeugungen handeln muss, um die Mediaeffizienz zu steigern.»

Auch Alexander Faber beobachtet immer wieder, dass die Resultate von Marketing Mix Modeling interne Diskussionen auslösen oder sogar zu Spannungen führen: «Wenn sichtbar wird, dass ein Unternehmen viel zu viel Budget auf bestimmte Kanäle lenkt, freut das die verantwortlichen Personen natürlich nicht. Umso wichtiger ist deshalb ein externer Partner, der solche Ergebnisse sachlich einzuordnen hilft.»

Glossar: Wichtige Begriffe für Marketing Mix Modeling

Alexander Faber

ist Portfolio Manager Cloud, Data & Reporting bei der Cintellic Consulting Group. Die Unternehmensberatung ist spezialisiert auf digitales Kundenmanagement, CRM, Customer Experience Management und Marketing Automation.

Portrait Alexander Faber

Torben Seebrandt

ist Marketing & Media Measurement Expert bei der Mercury Media Technology GmbH. Das Unternehmen verknüpft innovative technische Lösungen mit Mediaexpertise und hilft Werbetreibenden, Agenturen und Publishern, ihre Prozess- und Mediaeffizienz zu erhöhen.

Portrait Torben Seebrandt

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